5. Dezember 2021
Judenverfolgung im Dritten Reich
Viersen trägt Verantwortung
Die SPD-Fraktion im Rat der Stadt Viersen beantragt eine jährliche von offizieller städtischer Seite vorbereitete und umgesetzte Gedenkveranstaltung für die Opfer der sogenannten „Reichspogromnacht“ unter besonderer Einbindung von Jugendlichen und junger Erwachsener.
Am 9. November 1938 brannten nicht nur in ganz Deutschland, sondern auch in der heutigen Stadt Viersen jüdische Institutionen, insbesondere religiöser Natur. Jüdische Mitbürger*innen wurden in unserem Land verbal und körperlich attackiert, verhaftet oder sogar umgebracht. All dies geschah im Rahmen des enthemmten Antisemitismus der NS-Zeit, der auch nach deren Zusammenbruch tiefe Spuren in unserer Gesellschaft hinterlassen hat. In unserer Stadt gibt es bereits zivilgesellschaftliche Institutionen, seien diese säkularer oder religiöser Natur, die sich am 09. November dem Gedenken widmen, um so Erinnerung wach zu halten und Demokratie zu stärken. Dies ist aus unserer Sicht hervorzuheben und besonders zu würdigen.
Jedoch fehlt aus unserer Sicht ein gesamtstädtischer und offizieller Rahmen, der in vielen anderen Kommunen in der BRD gegeben ist
.Indem nicht nur einzelne zivilgesellschaftliche Institutionen, sondern die Politik und die Verwaltung der Stadt Viersen eine offizielle Gedenkfeier für die Stadtgesellschaft anbieten, werden wir unserer Verantwortung als einzelne Menschen und als Stadtgesellschaft gerecht, dass wir nicht vergessen und dass Antisemitismus – wie jede Form Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit – keinen Platz in unserer Mitte hat. Dies ist eine Verantwortung, der wir gerade in Zeiten eines wieder steigenden Antisemitismus, auch unter jungen Menschen, aktiv entgegenwirken müssen, gerade wenn rechte Parteien und Initiativen wieder salonfähig werden.
Deswegen halten wir es für gesellschaftlich relevant, wenn sich Verwaltung der Planung und Umsetzung einer entsprechenden, jährlich immer am/um den 09.11. stattfindenden Gedenkveranstaltungen für die Opfer dieses Pogroms annehmen würde. Besonders wichtig erscheint es uns dabei, die verschiedensten Institutionen in unserer Stadt einzubinden – beispielhaft (jedoch nicht erschöpfend!) seien hier Schulen und Jugendzentren ebenso genannt wie kulturelle Einrichtungen wie z.B. einer Galerie im Park oder die örtliche Musikschule. Jedoch auch nicht-staatliche Institutionen sollten eine Rolle spielen. Eine solche Gedenkveranstaltung würde in ihrem säkularen Charakter insbesondere auch die oft von kirchlicher Seite umgesetzten Impulse sinnvoll ergänzen. Zudem könnte eine interkulturell geöffnete und auf die Gegebenheiten einer von Diversität geprägten Gesellschaft angepasste Gedenkform gefunden werden, die das gelebte Gedenken erweitert und gerade diejenigen
anspricht und erreicht, die sonst nicht oder kaum erreicht werden.